Syngonanthus chrysanthus (Bong.) Ruhl.
- die Mikado-Pflanze
Eine Begegnung mit der Vergangenheit - bei IKEA ...
Wer nicht in die Tropen reist, läuft Ihnen vermutlich nicht
über den Weg: Vertretern der Pflanzenfamilie der Eriocaulaceae,
die in den gesamten Tropen, nicht aber in den kühleren Regionen
auf unserem Planeten heimisch sind. Das dachte ich zumindest.
Die einkeimblättrigen Pflanzen sind meist recht unspektakulär.
Aus einer bodenständigen Rosette aus oft grasartig anmutenden
Blättern wachsen ein oder mehrere Stengel in die Luft, die
an ihrem oberen Enden einen Blütenstand tragen, in dem die
Blüten in einem oder mehreren "Köpfchen" zusammengefasst
sind, die jeweils den Eindruck einer Einzelblüte erwecken.
Die tatsächlichen Einzelblüten sind fast immer unscheinbar
und winzig. Zwischen der dichten Behaarung der Köpfchen sind
sie fast nicht auszumachen. Die Köpfchen sind von Hochblättern,
den Involucralbrakteen umfasst. Insgesamt hat man einen recht ähnlichen
Eindruck wie bei den Köpfchen der Asteraceae, mit denen
aber sie nicht näher verwandt sind - obwohl es in der Vergangenheit
immer wieder vorgekommen ist, dass sie als solche fälschlich
identifiziert worden sind.
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Hier steht die Mikado Pflanze
auf der heimischen Fensterbank. Das Sumpfgewächs möchte
gern etwa 1 cm im Wasser stehen. Vom Habitus her haben wir einen
typischen Vertreter der Familie: Eine grundständige Rosette,
aus der behaarte unverzweigte Stengelchen sprießen, die
an der Spitze ein Blütenstandsköpchen tragen. |
Als ich 1995 meine Diplomarbeit zur Taxonomie malaysischer Eriocaulaceae
erfolgreich zum Abschluss brachte, ahnte ich noch nicht, dass
ich einen Vertreter mal an einem gänzlich unerwartetem Ort
begegnen würde - in der Gartenabteilung des schwedischen Möbelhauses
IKEA in Duisburg Alt-Hamborn gab es doch tatsächlich Vertreter
der Eriocaulaceae als Zimmerpflanzen zu kaufen.
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Der Blütenstand bzw. die
Blütenköfchen von Syngonanthus ist / sind von speziellen
Hochblättern, den Involukralbrakteen umschlossen. Im ungeöffneten
Zustand dienen diese Hochblätter als Schutz für die
winzigen Blüten im Innern der Köpfchen. |
Was da vor mir stand, waren Vertreter der "Mikado-Pflanze"
Syngonanthus chrysanthus (Bong.) Ruhl. - einer brasilianischen Sumpfpflanze.
Klar, dass ein Exemplar mit mir nach Hause musste und jetzt auf
der Wohnzimmerfensterbank steht.
Dort ist sie inzwischen ein Bindeglied zu meiner Vergangenheit
als Biologe. Obwohl ich inzwischen mein Geld im IT-Bereich verdiene,
erzeugt der Anblick der Pflanze doch ein nostalgisches Gefühl
bei mir.
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Die Pflanzen haben behaarte
Blütenstengel. Das gab auch der ganzen Familie den Namen.
Wörtlich übersetzen müsste man den Namen Eriocaulaceae
mit "Wollstengelgewächse". |
So sehen die Blütenköpfe am
Ende der Wollstengel aus. |
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Deutlich erkennt man, dass
nicht nur der Stengel wollig behaart ist, sondern auch auch
die Blütenköpfe. Von den Einzelheiten der winzigen
Blüten, deren Blätter ebenfalls behaart sind, ist
da nicht viel zu erkennen. |
Die Mikado Pflanze liebt es hell, aber direkte Sonneneinstrahlung
kann Ihr schaden. Sie mag es am liebsten zwischen 19 bis 22 Grad
Celsius warm. Die Luftfeuchtigkeit sollte hoch sein. Sie mag es,
wenn Sie mit weichem Wasser besprüht und gegossen wird. Hartes,
kalkhaltiges und / oder alkalisches Leitungswasser mag sie gar nicht.
Wer zum Beispiel in München wohnt sollte das Gießwasser
mit reichlich destilliertem bzw. vollentsalztem Wasser auffüllen.
Das Wasser sollte leicht sauer und vielleicht sogar über Torf
gefiltert sein - geeignet könnte zum Beispiel auch das Wasser
aus einem Zierfischbecken für "Diskusfische" sein,
die genau in diesem Wasser am besten gedeihen.
Für das Besprühen kann man auch destilliertes Wasser
verwenden, heißt es mancherorts im WWW. In jedem Falle aber
sollte man weiches und insgesamt kalkarmes Waser mit einer geringen
Leitfähigkeit (Indikator für niedrigen Salzgehalt) verwenden.
Einmal im Monat sollte man sie düngen, vermutlich sind die
Düngemittel für tropische Orchideen auch für die
Mikadopflanze geeignet. Der Boden darf nie austrocknen. Am besten
ist es, wenn im Übertopf immer 1 cm Wasser steht.
(Ingo Schendel, Dipl.-Biol. © August 2007)
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